Wir müssen reden

 

„Die Menschen müssen miteinander reden“. Interview mit Karl-Heinz Heinemann, Leiter des Rosa-Luxemburg-Gesprächskreis Köln/Klettenberg, im Kölner Stadtanzeiger

 

Hier ein Auszug aus dem Interview:

Herr Heinemann, Sie sind Organisator des „Rosa-Luxemburg-Gesprächskreis Köln/Klettenberg“, der regelmäßig zu Vorträgen und Diskussionen über verschiedene politische Themen einlädt. Wie kam es zur Gründung?

Vor zehn bis 15 Jahren habe ich ihn gemeinsam mit zwei Freunden aus dem Viertel gegründet. Wir kennen uns schon sehr lange. Wir waren schon in den 80er Jahren zusammen in der Friedensinitiative Sülz/Klettenberg. Das ist dann Ende der 80er Jahre eingeschlafen. Dann waren wir in den 90er Jahren bis Anfang 2000 nicht so politisch engagiert. Aber irgendwann haben wir uns gedacht, dass man sich doch einmal wieder austauschen muss.

Warum haben Sie den Kreis nach Rosa Luxemburg benannt?

Wir haben uns so genannt, weil wir Rosa Luxemburg für eine faszinierende Persönlichkeit und Denkerin im linken Spektrum halten. Rosa Luxemburg war ja auch, was die politische Strategie betrifft, eine Gegenspielerin und hat auf Massenbewegungen gesetzt. Und wir hoffen ja auch immer noch auf demokratische Massenbewegungen. Der Kontakt zur Rosa-Luxemburg-Stiftung, deren Landesvorsitzender ich nun bin, hat sich erst später ergeben.

Was sind das für Menschen, die am Rosa-Luxemburg-Gesprächskreis teilnehmen?

Wir haben hier in Sülz eine Menge Leute, die für sich in Anspruch nehmen, ein kritisches Bewusstsein zu haben, und das sind auch die Leute, die zum Gesprächskreis kommen.Wir haben allerdings ein Generationsproblem. Es gibt manchmal pensionierte Lehrer und Lehrerinnen, die gerne noch einmal ein Podium haben, wo sie etwas dozieren können. Das kann jüngere Leute abschrecken. Da habe ich als einer der Organisatoren die Aufgabe, so zu moderieren, das das nicht Überhand nimmt. Es gibt jetzt aber auch noch einen Stammtisch, wo jeder quatschen kann wie er möchte. Wir freuen uns über jüngere Teilnehmer.

Was können solche Diskussionsgruppen leisten?

Es ist wichtig, dass es solche Diskussionsangebote in den Vierteln gibt. Wir brauchen solche Formen von Öffentlichkeit. Wenn die Menschen nur vorm Fernseher sitzen und sich nicht austauschen können, dann verarmt dieses Land. Menschen müssen miteinander reden. Wir haben es Gesprächskreis Köln/Klettenberg genannt, aber es gibt in Köln leider nichts, was vergleichbar wäre, das auf der einen Seite so eine Kontinuität bietet und auf der anderen Seite eben diese Offenheit, dass jeder kommen und gehen kann wie er möchte.

Der Gesprächskreis steht ja allen Menschen offen. Verfolgt er auch ein Ziel?

Ja. Wir möchten die aktuellen politischen und gesellschaftspolitischen Fragen aufgreifen. Die Menschen, die mitmachen, können auch sagen, was sie interessiert. Daraus ergeben sich aktuelle Themen: Die nächste Veranstaltung behandelt das Thema „Gute Flüchtlinge, schlechte Flüchtlinge“. Wir möchten uns einmal über den Flüchtlingsdiskurs unterhalten. Über die Aussage: Die Syrer können wir noch nehmen. Die sind ja arm dran. Die Frage ist ja dann: Was ist mit den Wirtschaftsflüchtlingen. Sind wir nicht auch verantwortlich für das, was an Armut in den anderen Ländern entsteht und müssen wir nicht auch auf diese Verantwortung eingehen? Das Thema hat natürlich durch die Geschehnisse an Silvester einen anderen Drive entwickelt und umfasst jetzt auch Kriminalität unter Flüchtlingen. Dann beschäftigen wir uns auch mit dem Thema Wohnen. Wenn man sich anschaut, was in Sülz passiert, wenn hier Wohnraum geschaffen wird. Das fängt, wenn es gut geht, bei 4000 Euro pro Quadratmeter an. Das löst nicht die Probleme von Zuwanderern, Flüchtlingen und der großen Mehrheit der Bevölkerung.

Das ganze Interview gibt es hier

 

Lesekreis zu Karl Marx, Das Kapital, 2. und 3. Band.

 

Mit Christian Frings

Seitdem die globale Finanzkrise den „Kapitalismus“ zu einem Problem gemacht hat, wird auch wieder von dem schon oft für tot erklärten Marx gesprochen. In zahlreichen neuen Büchern wird der religiöse Charakter des modernen Finanzwesens beschrieben, das sich nur noch auf die pure Magie des Glaubens an die Allmacht des Geldes zu stützen scheint. Eben dies war das Programm der „Kritik der politischen Ökonomie“ von Marx: der Nachweis, dass es sich bei den landläufigen ökonomischen Formen und Kategorien um eine „Religion des Alltagslebens“ handelt. Bis heute bietet diese Schrift die schärfste Kritik der gesamten Formen, in denen uns die kapitalistische Ökonomie alltäglich gegenübertritt. Lohn und Gehälter, Gewinne, Zinsen, Renten, Mieten, Dividenden, Warenpreise – all das, was uns jeden Tag beschäftigt, was uns Kopfschmerzen und schlaflose Nächte beschert und uns im krisenhaften Auf und Ab wie eine Naturgewalt zu beherrschen scheint, kritisiert Marx als die irrationalen Ausdrücke der ebenso bornierten und unvernünftigen Beziehungen der Menschen zueinander in einer kapitalistischen Klassengesellschaft.

Trotz, oder vielleicht auch wegen seines unfertigen Charakters bietet „Das Kapital“ noch immer eine grundlegende Methode, um sich die heutigen Krisen und Konflikte im globalisierten Kapitalismus klar zu machen – und mehr noch, um den Kampf gegen die unmenschlichen Verhältnisse konsequent führen zu können. Mit seiner theoretischen Kritik wollte Marx immer wieder darauf hinweisen, wo praktische Versuche und politische Programme in seichten Reformvorschlägen oder illusionären Utopien stecken blieben, ohne das Übel an der Wurzel zu packen. Gerade diese Intention ist heute von größter Bedeutung, da angesichts der globalen Krise überall nach Möglichkeiten gesucht wird, dem Kapitalismus wieder ein „menschliches Antlitz“ zu geben, um seine Abschaffung verhindern zu können.

Es ist also an der Zeit, mal wieder das Original zu lesen. Der Kölner Lesekreis wird im Verlauf eines Jahres, den 2. und 3. Band durchackern, da einige Interessenten den 1. Band bereits hinter sich haben. Aber auch ohne Kenntnis des 1. Bands ist eine Teilnahme möglich, da wir ohnehin immer wieder auf zentrale Bestimmungen und Argumente des 1. Bands zurückkommen müssen.

Es wird um eine kurze Anmeldung an die Adresse: kapital-lesen-koeln@web.de
gebeten, damit wir die Größe des Lesekreises abschätzen können.

Weitere Termine:

Jeden Montag, ab dem 11. Januar 2016, 18:30 Uhr, tte-Bücherei im Bürgerzentrum Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3, 50670 Köln, Mannschaftshaus, 2. Stock

Montag, 22.02.2016
Montag, 29.02.2016
Montag, 07.03.2016
Montag, 14.03.2016

Den Flyer zum Lesekreis finden Sie hier.

Das Program zum Lesekreis finden Sie hier.

Zum Vorgehen:

Die jeweilige Textpassage sollte vorher von allen Beteiligten gelesen sein, um darüber reden zu können. Je nach Schwierigkeit des Textes werden wir aber auch Passagen zusammen lesen
und Satz für Satz durchsprechen. Gemeinsame Textgrundlage ist die Ausgabe in den Marx-Engels-Werken, also die Bände 23, 24 und 25. Als PDFs auch hier:
marx-wirklich-studieren.net/marx-engels-werke-als-pdf-zum-download/
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